Kita und Krippen Eingewöhnungsmodelle
Warum ist die Kitaeingewöhnung so wichtig und wie läuft sie ab?
Die Kita Eingewöhnung ist heutzutage ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit und ist in jeglichen Kindertagesstätten Gang und Gäbe. Das mag mittlerweile für PädagogInnen Selbstverständlich sein, vor einigen Jahrzehnten war es jedoch vollkommen üblich, die Kinder ohne längere Eingewöhnungsphasen im Kindergarten abzugeben. Im Zuge der Transitionsforschung ist jedoch klar geworden, dass die strukturierte Eingewöhnung der Kinder, alle positiven Aspekte der Kitas nur verstärkt und für die Kinder besser zugänglich macht. Gäbe es die Eingewöhnungsphase nicht, könnte die Vertrauensbeziehung zu den Eltern gestört werden und die Anpassung in den neuen Alltag deutlich erschwert werden.
Für den Ablauf der Transition gibt es unterschiedliche Eingewöhnungsmodelle, von denen wir euch im Folgenden, die zwei wichtigsten vorstellen wollen.
Das Berliner Eingewöhnungsmodell
Grundlegend ist es im Berliner Modell das Ziel, eine angemessene Bindungsbeziehung zwischen der Fachkraft und den Kindern herzustellen. Das soll im Beisein der Eltern geschehen, um den Kindern ein Gefühl von Sicherheit zu gewährleisten und um den Eltern, oder meist einem Elternteil einen besseren Einblick in die Einrichtung zu geben. Es wird also Wert darauf gelegt, dass beide Parteien, also Erziehende und Eltern durch Zusammenarbeit eine einheitliche Erziehungsgrundlage anstreben können.
Der Prozess beginnt damit, dass Eltern und Fachkräfte einen recht intensiven Informationsaustausch pflegen. Es gibt Elternabende und ähnliche Informationsveranstaltungen. Bestimmte Alleinstellungsmerkmale, Begrifflichkeiten, die ihr mit euren Kindern nutzt etc., werden ebenfalls mit den Erziehenden kommuniziert. Die Eingewöhnungsphase zieht sich über ca. zwei bis vier Wochen. In dieser Zeit ist es wichtig, dass ihr euch, soweit möglich viel Zeit freihaltet, damit ihr bei eventuellen Anlaufschwierigkeiten auf Abruf seid, Außerdem solltet ihr darauf achten, in dieser Zeit keinen Kurzurlaub zu planen oder eure Kinder weiteren Belastungssituationen, wie z.B. einem Umzug o.ä. auszusetzen.
Die dreitägige Grundphase
In der Grundphase, die die ersten 3 Tage umfasst, verbringt ihr als Eltern ein bis zwei Stunden mit euren Kindern in der Kita und verhaltet euch dabei eher passiv. Seid trotzdem präsent und bietet euren kleinen auch immer einen sicheren Rückzugsort, falls sie eine kurze Pause brauchen. Beobachtet euer Kind aktiv beim Spielen und gebt ihnen genug Raum um mit den anderen Kindern zu interagieren. Ihr übernehmt in der Grundphase vorerst auch weiterhin die Pflegeaufgaben, wie Toilettengänge o.ä.
Die Trennungsphase
Der erste Trennungsversuch erfolgt am vierten Tag, hier verlasst ihr das erste Mal kurz den Raum. Verabschiedet euch hier kurz und schmerzlos mit einem vernünftigen Grund, der euch für eine gewisse Zeit entschuldigt. Wenn ihr sagt, dass Ihr ein kurzes Telefonat tätigt, oder euch kurz mit den anderen Eltern draußen besprechen müsst ist das vollkommen ausreichend. Die Dauer eures Fernbleibens hängt von der Reaktion eures Kindes beim Abschied ab. Lässt es sich schnell von der Fachkraft beruhigen, oder ist gleichgültig, verlasst ihr den Raum für ca. 30 Minuten. Im gegenteiligen Fall, bleibt ihr nur zwei bis fünf Minuten aus dem Raum.
Die Stabilisierungsphase
Ab dem fünften Tag beginnt die Stabilisierungsphase, in der die Fachkraft beginnt die Versorgung des Kindes zu übernehmen (Wickeln, Füttern usw.) und aktiv auf die Signale des Kindes reagiert. Die Trennungszeiträume werden in dieser Phase auch von Tag zu Tag länger.
Bei Kindern, die sich nach zehn Tagen gut eingelebt haben und die Erziehenden als Bezugspersonen akzeptieren, ist die Eingewöhnungsphase ab dem elften Tag auch schon abgeschlossen. Wenn euer Kind noch länger braucht, verlaufen die kommenden Wochen genauso, wie die zweite nur in angepasstem Tempo.
Das Münchner Eingewöhnungsmodell
Im Münchner Eingewöhnungsmodell, steht eine gemeinschaftliche Gestaltung und Teilhabe am gesamten Eingewöhnungsprozess im Zentrum. Eure Kinder dürfen hier aktiv mitgestalten, entscheiden und die Transition in ihrem eigenen Tempo bewältigen. Sie sollen verstehen, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind, die durch Zusammenarbeit stetig geformt wird. Auch ihr als Eltern sollt in den Prozess aktiv mit eingebunden werden. Einerseits natürlich, um eurem Kind zur Seite zu stehen, andererseits bedeutet die Eingewöhnung für euch genauso viel Veränderung, bei der ihr jede Menge lernen könnt.
Das Münchner Modell lässt sich grob in fünf Eingewöhnungsphasen gliedern, die Vorbereitungsphase, die Kennenlernphase, die Sicherheitsphase, die Vertrauensphase und die Phase der gemeinsamen Auswertung und Reflexion.
Die Vorbereitungsphase
Die Vorbereitungsphase dient für Eltern und ErzieherInnen gleichermaßen dazu grundlegende und für die Eingewöhnungsphase relevante Informationen, wie die Erwartungen und Konzeption der Eingewöhnung, sowie Gewohnheiten eures Kindes auszutauschen.
Ihr sollt euch ausführlich mit der Einrichtung und v.a. mit den ErzieherInnen beschäftigen, da diese in Zukunft sowohl eure Vertrauenspersonen, als auch die eurer Kinder werden sollen. Wenn ihr gefestigt in eurer Entscheidung seid und der neuen Bezugsperson für euer Kind voll vertrauen könnt, spiegelt sich diese Einstellung positiv in eurem Verhalten wieder. Das merken eure Kinder natürlich auch. Die Idee ist , dass Sie sich eurem Verhalten anpassen und quasi ganz automatisch das Vertrauen gegenüber den BertreuerInnen aufbauen.
Das Kennenlernen
In dieser ersten Phase sind beide Elternteile, für eine Woche mit dem Kind in der Tagesstätte. Euer Kind soll im eigenen Tempo die Möglichkeit haben alle Angebote und Abläufe des Kitaalltags kennenzulernen. Wichtig ist auch hier, dass ihr euer Kind nicht zu sehr animiert oder gar drängt irgendetwas zu tun, sondern ihm oder ihr ein selbstständiges Lernen ermöglicht. Weniger ist hier wirklich mehr, also fördert aktiv die Selbstständigkeit eurer Kleinen. Das Kind beobachtet die Abläufe und Interaktionen der ErzieherInnen mit den anderen Kindern und kann sich ein eigenes Bild verschaffen.
Sicherheitsphase
Die Sicherheitsphase beginnt ab der zweiten Woche, nachdem auch der/die ErzieherIn genug Zeit hatte euer Kind zu beobachten und dessen Interessen und Bedürfnisse zu verstehen. In dieser Phase beginnt die Fachkraft die Pflegeaufgaben der Kinder zu übernehmen, auch hierbei seid ihr als Eltern weiterhin als BeobachterInnen dabei.
Die Vertrauensphase
Nach dem erfolgreichen Abschluss der zweiten Woche, sollte euer Kind einen Großteil seiner Ängste überwunden haben und ein Grundvertrauen gegenüber der Kita aufgebaut haben. Es versteht, dass die Fachkräfte sowohl Beziehungs- als auch Autoritätspersonen sind, welche die Einrichtung mit bestimmten Regeln leiten. In dieser Phase kann es auch sein, dass eure Kinder anfangen die Regelen ausführlich auf die Probe zu stellen und deren Grenzen zu testen. Macht euch bei diesem Verhalten keine Sorgen. So abwegig, wie es am Anfang scheinen mag, ist dies aus pädagogischer Sicht ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass euer Kind sich als Teil der Kita-Gemeinschaft sieht und es deren Rahmen erkunden will. Die ErzieherInnen sind darauf gut vorbereitet und wissen mit dem meisten Verhalten umzugehen.
Falls es größere Schwierigkeiten geben sollte, haben wir einen weiteren Beitrag, mit spannenden Tipps und praktischen Informationen zur Kita Eingewöhnung. Oder Du suchst fachkundigen Rat vom Kindererziehungs-Ratgeber für die Sorgen um Dein Kind? Dann schau doch mal bei unserem Elternratgeber Dr. Hünig vorbei.